Wir sind eine Konversationsgruppe aus Collado Villalba und Umgebung, die sich jeden Freitagmorgen trifft, um Deutsch zu üben.
Hier finden Sie Informationen über die Themen, die wir jede Woche besprechen werden, sowie eine Übersicht des Interessantesten rund um die deutsche Sprache.

Somos un grupo de conversación de Collado Villalba y alrededores, que queda cada viernes por la mañana para practicar alemán.
Aquí encontrarás los temas que tratamos cada semana y una interesante recopilación de todo aquello que atañe al idioma alemán.

Dienstag, 14. Mai 2013

Der Klang der Heimat – Deutsche Dialekte erleben ein Comeback


Nicht alle Deutschen sprechen Hochdeutsch. Vor allem auf dem Land, aber auch in den Städten unterscheiden sich Betonung, Wortwahl, Grammatik zum Teil erheblich von dem Deutsch, das man in den großen Nachrichtensendungen hört.


Solche Dialekte zu sprechen galt als provinziell, altmodisch und ungebildet – eine Sprache für „Landeier“ und alte Tanten. Immer weniger Menschen wollten nicht nur "reden" sondern auch „babbeln“, „schwätzen“ und „schnacken“. Doch nun erleben die Dialekte ein Comeback: als Unterrichtsfach, in den Medien – und in der Musik.

Wi sünd de Mallbüddels ut Bremen-Noord (Wir sind die kranken Typen aus Bremen-Nord) rappen „De fofftig Penns“, eine Bremer HipHop-Elektro-Band, in der Sprache ihrer Heimat: Plattdeutsch. Die Mission der Musiker: Sie wollen zeigen, dass Dialekte cool sind. Sie sind nicht die Einzigen. Die rheinländischen „Rude Poets“ rappen auf Kölsch. Reggae-Sänger Ronny Trettmann schaffte es mit seiner ersten Single auf Sächsisch auf Anhieb in die Singlecharts. Die regionale sprachliche Identität zu zeigen ist wieder „in“.

Schon ein simples Wort wie Brötchen zeigt die Vielfalt der deutschen Sprache: Was darf es sein? Ein „Weckle“ (schwäbisch), eine „Luffe“ (braunschweigisch), eine „Schrippe“ (berlinerisch), ein „Rundstück“ (hamburgisch) oder eine „Semmel“ (bayrisch)? Etwa 20 verschiedene deutsche Dialekte gibt es, hinzu kommen unzählige regionale Unterarten. Rund 60 Prozent der Deutschen sprechen heute mehr oder weniger ausgeprägten Dialekt. Dabei gibt es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Die meisten Mundart-Sprecher leben in Baden-Württemberg und Bayern.

„För uns Sproch“: Dialekte im Unterricht


In allen Bundesländern beginnen die Menschen ihre Mundart als kulturelles Erbe zu begreifen, das gepflegt und vermittelt werden muss: In Kindergärten, in Schulen, an Universitäten – und an Sprachschulen wie der Akademie „for uns kölsche Sproch“ in Köln. Rund 300 Studenten lernen hier jedes Jahr für das „Kölsche Abitur“. Zugezogene sitzen neben Ur-Kölnern, die den eigenen Dialekt nie richtig gelernt haben. Sie alle haben den Wunsch, sich in ihrer Heimat besser verständigen zu können.

Denn ohne Kenntnisse des Dialekts kann der Alltag im Rheinland schwierig werden. Nicht-Muttersprachler haben es dabei besonders schwer: Hamid Boukheraz aus Marokko jobbte während seiner Studienzeit in Köln bei einem Dachdecker – einem echten “Kölschen Jung“. „Dat nit!“ („Das nicht!“) rief der, als Hamid ihm einen falschen Hammer brachte. Hamid aber hielt „Datnit“ für ein spezielles Werkzeug und suchte lange und verzweifelt danach in der Werkzeugkiste.

Dialekte und die regionale Identität


Neben dem Wunsch nach besserer Verständigung sehen Sprachforscher einen weiteren Grund für das Comeback der deutschen Dialekte: Denn die Mundart verbindet nicht nur – sie grenzt auch ab. Durch die Globalisierung wird die Welt immer „gleicher“ und unübersichtlicher, immer mehr Menschen leben fernab ihrer Heimat. Das scheint das Bedürfnis nach regionaler Zugehörigkeit, nach „Nestwärme“ und einem Bekenntnis zur eigenen Identität zu bestärken.

Der Dialekt wird zur persönlichen Note. „Hob di liab“ klingt für viele verliebte bayrische Teenager besser als „ich liebe Dich“. Oft ist der Dialekt zudem kürzer als der gleiche Satz auf Hochdeutsch, was die Mundart besonders in SMS-Nachrichten und E-Mails beliebt macht. Auch in den Medien spiegelt sich der Trend zur Regionalität: Immer mehr Radio- und Fernsehmoderatoren sprechen eine Mischform aus Dialekt und Hochdeutsch. Und nicht nur im „Tatort“, der beliebtesten deutschsprachigen Krimiserie, wird der regionale Klang kultiviert.

Der Boom der Dialekte


In Frankreich sorgte 2008 der Kinofilm „Willkommen bei den Sch’tis“ für einen Überraschungserfolg – und für Begeisterung für den lange verspotteten nordfranzösischen Akzent. Internationale Sprachforscher sprechen von einem generellen „boom of dialects“ in ganz Europa. Doch auch in vielen außereuropäischen Ländern finden sich in der Kunst- und Literaturszene Hinweise auf ein neues Interesse an der Mundart.

Dabei sind natürlich nicht alle Dialekte wohlklingend. Sehr beliebt und international am Bekanntesten ist in Deutschland das Bayrische. Zum Unbeliebtesten deutschen Dialekt wird regelmäßig das Sächsische gekürt. Hier sorgt der Laut „nä“ häufig für Verwirrung - so auch bei Arig Gaffer aus dem Sudan. Sie deutete es als „nein“ und ärgerte sich in Dresden einige Male über eindeutig falsche Auskünfte. Bis sie verstand, dass es genau das Gegenteil, nämlich „ja“, bedeutet.

Auch der schwäbische Dialekt kommt im Vergleich meist nicht so gut weg. Hier sorgen viele angehängte Verniedlichungsformen (Bähnle, Ländle, Gläsle) und der häufige Einsatz von „Sch“-Lauten für Verwirrung. Kyrellos Boutros aus Ägypten arbeitete während seines Studiums als Kellner im Stuttgarter Raum. „Die Sauce ischt scho druf“ rief ihm einmal eine Kollegin im Vorbeigehen zu. Erst nach längerem Nachdenken ging ihm ein Licht auf: Die Sauce ist schon drauf.

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